Wir wünschen uns mehr Handlungsbereitschaft von der Leitung

Am 23. März werden Ursachen, Formen und Folgen von sexueller Belästigung zum Thema gemacht. Aus diesem Anlass kommen verschiedenste engagierte Personen und Gruppen zu Wort, wie beispielsweise Seraphine Zang und Valentina Gasser von WiNS.

Seraphine ist Chemikerin und doktoriert am Institut für anorganische Chemie zum Thema Methankopplung zur Aufwertung von Erdgas. Valentina ist Chemikerin und doktoriert am Institut für organische Chemie zum Thema homogene Katalyse mit erdreichen Übergangsmetallen.

Für Seraphine und Valentina ist klar, Frauenvereinigungen an der ETH rufen seit langer Zeit auf, das Prozedere in Fällen von sexueller Belästigung zu ändern. Es ist für die beiden ausserdem höchste Zeit, dass Prävention zu einer Pflicht anstatt zu einer freiwilligen Beschäftigung wird. Nach ihnen gehört zu einem erfolgreichen und dringenden Systemwandel, dass transparente Umfragen und Statistiken durchgeführt werden, die die reale Situation widerspiegeln, anstatt diese unter den Tisch zu kehren.

 

Was ist „The Society For Women In Natural Sciences at ETH Zürich“ (WiNS) und wofür setzt ihr euch ein?


Seraphine und Valentina: „Wir sind die Frauenorganisation am Department Biologie, Chemie, Physik und Materialwissenschaften an der ETH Zürich. Wir haben uns zusammengeschlossen, weil wir die gleichen Werte teilen und die gleichen Ziele verfolgen, auf der Departements- und Institutsebene Chancengleichheit für alle auf allen akademischen Stufen zu ermöglichen. Wir heissen alle willkommen, die unsere Mission für ein inklusives und diverses Umfeld an der ETH unterstützen.“



Warum engagiert ihr euch im Rahmen des Sexual Harassment Awareness Day 2023?

 

Seraphine und Valentina: „Ein Event von 500WS Zürich Pod, wo weibliche PhD-Studentinnen ihre Erfahrung mit Benachteiligung am Arbeitsplatz teilten, hat uns gezeigt, wieviel Handlungsbedarf es an der ETH bzgl. sexueller Belästigung und Mikroaggressionen noch gibt. Andere Universitäten sind der ETH in diesen Fragen weiter voraus, wie z.B. diese Hinweise zum MIT oder zur University of Michigan zeigen. Daraus ist ersichtlich, dass diese Änderungen durch eine Bottom-Up Bewegung katalysiert wurden. Wir haben uns mit anderen Frauenorganisationen zusammengeschlossen und einen Open Letter an das ETH Board geschrieben, um das Gespräch zu suchen. Leider hält sich die Handlungsbereitschaft der ETH-Leitung in Grenzen.“


Was sind eure konkreten Forderungen? Was muss sich ändern?


Seraphine und Valentina: „In unserem offenen Brief an die ETH-Leitung fordern wir 1) einen Verhaltenskodex, der konkrete Handlungsmöglichkeiten und Sanktionen gegen TäterInnen im Falle von Missachtung auflistet, 2) die Möglichkeit anonym von Erfahrungen mit sexueller Belästigung und anderen unethischen Handlungen zu berichten sowie 3) transparente Umfragen und Statistiken zum Thema.



Was wünscht ihr euch für künftige Kampagnentage?


Sexuelle Belästigung, unbewusste Voreingenommenheit und Mikroaggressionen beschäftigt Frauen und unterrepräsentierte Gruppen am Arbeitsplatz mehr als die überproportional repräsentierte Mehrheit. Diese Faktoren liegen am Ursprung, dass viele Frauen und andere Minderheiten in den Naturwissenschaften in den höheren akademischen Stufen wegfallen. Es ist dringend, dass ein Zusammenhang zwischen sexueller Belästigung sowie Machtmissbrauch und der Leaky Pipeline in männer-dominierten Fächern analysiert wird. Um gleiche Chancen zu ermöglichen, muss man sich zuerst der Hindernisse bewusst sein, die Frauen und andere unterrepräsentierte Gruppen in männer-dominierten Sektoren erfahren. Während sich die ETH mit der Verbesserung der Frauenquote auf der gesamten Universitätsebene zufriedengibt, hinkt Parity Hiring an unseren Departementen, z.B. D-CHAB hinterher. Hier haben zwei Institute (von fünf am D-CHAB) selbst jetzt im Jahr 2023 keine weibliche Professur vorzuweisen.